Der kleine Ort Kardamyli liegt an der Küste des Südpeloponnes in der Region der Mani. Seine reizvolle Lage und landschaftliche Schönheit war lange Zeit ein Geheimtipp für Touristen und deshalb bis vor wenigen Jahren vom Massentourismus verschont.
Der Ort ist eingebettet in eine beeindruckende Landschaft, die durch ihre erhaltene Ursprünglichkeit besticht. Kristallklares, blaues Meer, majestätische Zypressen, grüne Olivenhaine und im Winter schneebedeckte Bergkuppen in der Ferne.
Obwohl die Region um das Taygetos-Gebirge eine grüne und üppige Vegetation aufweist, ist das Gebiet jedoch ausserordentlich trocken und rau. Heisse Sommer und kalte Winter prägen die Region.
Kardamyli ist ein kleiner Urlaubsort mit typisch griechischem Charakter. Das Ortsbild wird geprägt durch bezaubernde traditionelle Steinhäuser, stattliche Villen, gepflegte Gärten und einen malerischen Hafen.
Ein typisches Turmhaus in der Mani.
Der idyllische Hafen von Kardamyli.
Das Nachbarsdorf Agios Nikolaos.
Die Anreise mit dem Auto von der Hauptstadt Athen oder dem Hafen von Patras dauert rund 4 Stunden. Die nächst gelegene, grössere Stadt ist Kalamata, welche ihren Namen mit den vorzüglichen Kalamata-Oliven in die ganze Welt trägt.
Zwergbreitrandschildkröte (Testudo marginata) oder Weissingeri-Schildkröte oder Kardamyli-Schildkröte
Ein sehr altes Exemplar der Zwergbreitrandschildkröte, sichtbar an der gezackten Mittelnaht des Bauchpanzers.
Griechische Spitzkopfeidechse (Hellenolacerta graeca)
Zwischen Meeresküste und dem Taygetos-Gebirge lebt in einem relativ kleinen Gebiet eine besondere Form der Breitrandschildkröte (Testudo marginata, SCHOEPF 1792). In den 80-er Jahren wurde diese Schildkröte von Roger Bour als eigenständige Art Testudo weissingeri beschrieben. Dies führte zu einer Auseinandersetzung in Fachkreisen. Die einen Wissenschafter sprachen der Schildkröte bei Kardamyli ihren Artstatus ab und sprachen von einer Unterart Testudo marginata weissingeri. Wieder andere bezweifelten selbst den Unterartenstatus und sprachen von einer Lokalform oder Varietät der Breitrandschildkröte. Bis heute hat sich diese Frage nicht geklärt und immer noch umstritten (SCHAFFER 2015).
Fest steht jedoch, dass sich die von mir hier genannten Zwergbreitrandschildkröten in ihrem äusseren Erscheinungsbild tatsächlich von dern Breitrandschildkröten in den übrigen Vorkommensgebieten in Griechenland und Sardinien klar unterscheidet. Sie bleibt mit einer Carapaxgrösse von maximal 25 cm wesentlich kleiner, weist weniger stark aufgebogene Randschilder auf und der Kopf wirkt im Verhältnis zum Körper grösser. Die Färbung des Rückenpanzers ist in der Regel grau mit gelben, grau gefleckten Areolen.
Seit vielen Jahren wird dieses Vorkommensgebiet von mir in regelmässigen Abständen besucht. Die Populationsdichte war noch nie gross und die Ausdehnung des Habitats beschränkt sich auf etwas mehr als 10 Quadratkilometern (DEVAUX 2015). Bisher wurden von mir ausschliesslich ältere bis ganz alte Exemplare gefunden. Noch nie bekam ich hier, im Gegensatz zu vielen anderen Breitrandschildkrötengebieten, einen Schlüpfling, ein Jungtier oder gar aufgebrochene Eigelege zu Gesicht. Von einer ausgewogenen Population mit Schildkröten unterschiedlichen Alters kann also keine Rede sein.